Ernährung

Ernährungstrend Glutenverzicht

Wie sinnvoll ist der Verzicht auf Gluten?
Immer mehr Menschen verzichten freiwillig auf Gluten in Ihrer Ernährung- und versprechen sich damit zahlreiche Vorteile für Ihre Gesundheit. Doch ist es wirklich sinnvoll, auch ohne Unverträglichkeiten auf glutenfreie Lebensmittel zurückzugreifen?

Gluten oder Klebereiweiß ist ein Sammelbegriff für ein Stoffgemisch aus Proteinen, das im Samen einiger Arten von Getreide vorkommt. So sorgt es zum Beispiel im Brot für die Luftigkeit und den Zusammenhalt. In einigen Fällen machen sich Medikamente diese Binde- und Klebeeigenschaften zu Nutze und setzen Gluten als Bindestoff ein.

Glutenfreie Ernährung kommt eigentlich aus der Krankheitskost. Wer von Zöliakie, einer entzündlichen Darmerkrankung, betroffen ist, muss Gluten unbedingt meiden. Auslöser ist eine fehlgeleitete Immunreaktion auf das Gluten, das bei Betroffenen meist Dünndarmentzündungen auslöst. Die Folgen reichen von heftigen Darmbeschwerden über Blutarmut, Blähungen und Erbrechen bis hin zu Osteoporose.

Nun behaupten auch Gesunde, Gluten würde dick machen, Herzerkrankungen fördern, müde machen oder generell die Gesundheit beeinträchtigen, wofür es aber keine glaubhaften wissenschaftlichen Beweise gibt.

Woher kommen diese Behauptungen dann? Es ist durchaus möglich, dass Menschen, die durch den Verzicht auf Gluten automatisch weniger oder gesünder essen, an Gewicht verlieren. Denn wer sich einer bestimmten Diät unterzieht, isst grundsätzlich bewusster und hat damit tendenziell kalorienärmere Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan, die eine Gewichtsreduktion begünstigen.

Außerdem zeigt eine neue US-Studie, die im "British Medical Journal" veröffentlicht wurde, dass glutenfreie Kost keine Vorteile für die Herzgesundheit mit sich bringt1. Vielmehr könnte es sich sogar negativ darauf auswiegen, da viele mit dem Verzicht auf Gluten ihren Vollkornkonsum deutlich reduzieren. So zeigt sich in der Praxis folgendes:
Je nach Glutenkonsum wurden bei zwei Langzeitstudien, die von 1986 bis 2010 durchgeführt wurden, die Teilnehmer in fünf Gruppen eingeteilt. Die Auswertung der vielfältigen Ernährungs- und Gesundheitsdaten von 110.000 Amerikanern zeigt, dass sogar in der Gruppe mit dem niedrigsten Glutenkonsum dieselben Raten an koronarer Herzerkrankung wie in der Gruppe mit dem höchsten Konsum auftraten. 

Vollkorn gilt aufgrund seiner B-Vitamine und der hohen Ballaststoffdichte als schützend für das Herz, weist wichtige Polyamine auf und reguliert darüber hinaus die Darmflora und lässt den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen. Mit einer ballaststoffreichen Ernährung kann man sogar aktiv den Cholesterinspiegel senken. Außerdem beinhaltet Vollkorn wichtige Vitamine und Mineralstoffe, wohingegen glutenfreie Produkte oft aus raffinierten Getreiden bestehen und vergleichsweise arm an Nährstoffen sind. Wer nun freiwillig auf diese schützenden Effekte verzichtet, sollte sich um einen adäquaten Ersatz bemühen.

Vor allem bei Kindern sollte man darauf achten, dass diese von allem etwas zu sich nehmen. Mit jeder Einschränkung von Lebensmitteln verkleinert sich die Vielfalt der Darmflora. Und das ist wiederum ein Risikofaktor für die Entstehung von vielen Erkrankungen.

Ganz klar ist, dass Menschen, die unter Weizenunverträglichkeit leiden, Gluten unbedingt meiden sollten. Für den gesunden Menschen spricht grundsätzlich nichts dagegen, den Weizenkonsum zu reduzieren, da es genug gesunde Alternativen gibt. Dennoch sollte man sich möglicher Entzugserscheinungen bewusst sein, wenn man das nährstoffreiche Getreide aus seiner Ernährung streicht. So besprichst du deine Umstellung idealerweise mit einem Ernährungsexperten- sprich uns dazu gerne einfach an.

 

www.bmj.com/content/357/bmj.j1892

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